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Nachhaltige Mode erkennen: Die wichtigsten Stoffe und Siegel

Was macht nachhaltige Mode wirklich aus? Und wie gelingt es, sich stilvoll und zugleich verantwortungsbewusst zu kleiden? In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Materialien die Umwelt schonen, welche Zertifizierungen Vertrauen verdienen und wie Sie Fashion mit echten Werten von bloßem Marketing unterscheiden.

Nachhaltige Mode ist nicht einfach ein Trend wie viele andere. Sie ist Teil eines notwendigen Wandels. Seit die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Modebranche immer sichtbarer werden, spielt Kleidung, die diese Auswirkungen begrenzt, eine immer unverzichtbarere Rolle. Dementsprechend ist es wichtiger denn je, zu wissen, wie man wirklich nachhaltige Kleidung erkennt.

Was genau macht einen Stoff nachhaltig? Welche Materialien sollten Sie wählen? Welche Zertifizierungen sind wichtig und welche Praktiken sollten Sie vermeiden?

In diesem Ratgeber stellen wir Ihnen die innovativsten und umweltschonendsten Stoffe, die Materialien, die die Zukunft der Mode prägen, und die wichtigsten Zertifizierungen, auf die Sie beim Kauf nachhaltiger Kleidung achten sollten, vor. Zudem erhalten Sie praktische Tipps, wie Sie Greenwashing erkennen, und klare Anleitungen zum Lesen von Etiketten, zur Bewertung von Markenaussagen und zu bewussterem Shoppen.

Denn ja, man kann auch mit einem guten Gewissen Spaß an Mode haben – wenn man weiß, wie man Fashion-Pieces mit glaubhaften Werten auswählt.

Was ist nachhaltige Mode?

Weibliches Model in trägerlosem schwarzem Kleid

Nachhaltige Mode ist längst mehr als ein Trend. In einer Welt, die sich zunehmend der Notwendigkeit sozialer und ökologischer Verantwortung bewusst wird, wird sie immer unentbehrlicher. Doch was bedeutet „nachhaltig“ in der Modewelt eigentlich?

Es bedeutet zunächst, in jeder Phase des Produktionsprozesses bewusst vorzugehen, also von der Rohstoffbeschaffung und dem Design der Kleidungsstücke über die Herstellung und den Vertrieb bis hin zum Ende des Produktlebenszyklus. Nachhaltige Mode bemüht sich, ökologische und soziale Auswirkungen zu minimieren, Abfall zu reduzieren, Emissionen zu senken und Ausbeutung zu verhindern.

Im Gegensatz zur Fast Fashion basiert nachhaltige Mode auf ethischen und zirkulären Modellen. Sie fördert die Herstellung und Pflege hochwertiger, langlebiger Kleidung, die lückenlose Rückverfolgbarkeit aller Herstellungsschritte, faire Arbeitsbedingungen und die Verwendung nachhaltiger Stoffe. Zu den Aspekten, die nachhaltige Mode auszeichnen, zählen die Qualität der Materialien, vertrauenswürdige Zertifizierungen, Transparenz entlang der Lieferkette und der Fokus auf Mensch und Umwelt. Sich nachhaltig zu kleiden, vermittelt bewusste Entscheidungen und Werte.

Zertifizierte Naturfasern wie Bio-Baumwolle und Leinen, regenerierte Fasern wie Econyl® (hergestellt aus Plastikabfällen) und recycelte Stoffe aus Alttextilien stellen die Hauptmaterialien nachhaltiger Mode dar. Sie bieten wertvolle Alternativen für alle, die nachhaltig einkaufen und ihre Auswirkungen auf den Planeten reduzieren möchten.

Brands, die verantwortungsbewusste Produktionsmethoden anwenden, umweltschonende Materialien verwenden und klare, nachprüfbare Informationen über ihre Praktiken bereitstellen, können als glaubwürdige nachhaltige Modemarken betrachtet werden. Aber Vorsicht: Nicht alles, was als „grün“ gekennzeichnet ist, ist auch faktisch nachhaltig. Leider tragen zahlreiche Labels zu dem Phänomen des Greenwashings bei; diese Marken erzeugen ein falsches Bild von ihrer Nachhaltigkeit und täuschen so die Verbraucher. Darum ist es wichtig, zu verstehen, was ein nachhaltiges Kleidungsstück tatsächlich ausmacht.

Wie jede Industrie hat auch die Mode zahlreiche Auswirkungen auf die Umwelt. Wir müssen aber nicht auf sie verzichten – wenn wir uns für verantwortungsvolle Marken und Produkte entscheiden, können wir dazu beitragen, Lösungen für die aktuellen Probleme zu finden.

Wie erkennt man wirklich nachhaltige Kleidung?

In der heutigen Modewelt wird das Buzzword „grün“ ziemlich oft verwendet. Den Unterschied zwischen tatsächlich nachhaltiger Kleidung und solcher, die nur vorgibt, es zu sein, zu erkennen, erfordert Bewusstsein und Aufmerksamkeit. Glücklicherweise gibt es einige Kriterien, die dabei helfen können, festzustellen, ob ein Produkt de facto nachhaltig ist und ob sich eine Marke ökologischen und ethischen Werten aus Überzeugung verpflichtet fühlt.
Ein hilfreicher Rahmen sind die „drei Ps“ nachhaltigen Wirtschaftens: People, Planet, Profit. Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen sollte wirtschaftlichen Wert (Profit/Wirtschaft) schaffen und gleichzeitig die Arbeitnehmerrechte (People/Soziales) respektieren und die natürlichen Ressourcen (Planet/Ökologie) schützen. Dieses Modell wird auch das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit genannt. Ausgehend von seinen Prinzipien finden Sie hier wichtige Kriterien und praktische Tools, die Ihnen ermöglichen, zu beurteilen, ob ein Kleidungsstück nachweislich nachhaltig ist.

  • Transparente Kennzeichnung
  • Verantwortungsvolle Materialien
  • Nachhaltige Verpackung
  • Rückverfolgbare Lieferkette
  • Öffentliche Nachhaltigkeitsberichte

Lassen Sie uns diese Punkte genauer betrachten und lernen, was die Merkmale wirklich nachhaltiger Mode genau ausmacht.

Weibliches Model in schwarzem Tanktop und grauer Hose

Sorgfältig lesen: Die Etiketten

Die erste Regel? Lesen Sie immer das Etikett! Dort können Sie nicht nur über die Stoffzusammensetzung, sondern auch über Umwelt- und Sozialzertifizierungen mehr erfahren. Siegel wie GOTS, OEKO-TEX, Fair Trade oder RCS (Recycled Claim Standard) sind starke Indikatoren für Nachhaltigkeit. Sie bestätigen die Verwendung verantwortungsvoller Materialien und ethischer Produktionsstandards.
Vage Begriffe wie „grün“, „natürlich“ oder „verantwortungsvoll hergestellt“, die nicht durch klare, anerkannte Zertifizierungen abgesichert werden, sind hingegen mit Vorsicht zu bewerten. Marken, die sich ernsthaft für Nachhaltigkeit einsetzen, heben sich durch eine detaillierte, transparente Kommunikation hervor.

Materialien und Verpackung: Konsistenz und Klarheit

Die Bedeutung der Verpackung ist nicht zu unterschätzen. Ein Kleidungsstück aus nachhaltigen Materialien wie Bio-Baumwolle oder TENCEL™ verliert an Glaubwürdigkeit, wenn es in Einwegplastik oder ohne Informationen zur Lieferkette geliefert wird.
Authentische nachhaltige Mode setzt auch bei den Verpackungen der Produkte auf recycelbare, kompostierbare oder wiederverwendbare Lösungen, die einer Philosophie der Umweltverträglichkeit entsprechen.

Klare und nachvollziehbare Herkunft

Zu wissen, wo und wie ein Kleidungsstück hergestellt wurde, ist entscheidend, um seine ökologischen und sozialen Auswirkungen zu verstehen. Marken, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, bieten vollständige Transparenz. Sie erklären die Lieferkette, beschreiben den Produktionsprozess und weisen oft sogar auf die beteiligten Handwerker oder Werkstätten hin.
Rückverfolgbarkeit ist ein wichtiger Standard für verantwortungsvolle Mode.

Authentische Marken und geprüfte Nachhaltigkeitsberichte

Ein weiteres Indiz für eine wirklich nachhaltige Marke ist die Veröffentlichung detaillierter, aktueller Nachhaltigkeitsberichte. Diese Dokumente beschreiben die ökologischen und sozialen Ziele der Marke, zeichnen Fortschritte auf und legen zukünftige Ziele fest.
Solche seriösen Unterlagen helfen den Verbrauchern, Marken mit einer echten langfristigen Vision von jenen zu unterscheiden, die dem Trend zu folgen vorgeben, ohne reale Maßnahmen zu ergreifen.

Die wichtigsten umweltschonenden Stoffe

Wenn es um nachhaltige Mode geht, ist es entscheidend zu verstehen, welche Stoffe die Umwelt am meisten belasten und welche am nachhaltigsten sind. Einige Materialien, wie beispielsweise neues Polyester oder Acryl, haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Sie werden aus fossilen Brennstoffen gewonnen und sind nicht biologisch abbaubar, was langfristig zu Abfall und Umweltverschmutzung beiträgt.

Andererseits gibt es natürliche, regenerierte und recycelte Fasern, die sowohl den Planeten als auch die am Produktionsprozess beteiligten Menschen weniger schädigen.
Doch wie erkennt man, ob ein Stoff wirklich nachhaltig ist? Und wann kann ein Stoff tatsächlich als nachhaltig bezeichnet werden?

Die Antwort hängt von mehreren Faktoren ab: Anbau oder Herstellung, Wasser- und Chemikalienverbrauch, Lebenszyklus und Entsorgung.
Hier werfen wir einen genaueren Blick auf einige der vielversprechendsten nachhaltigen Stoffe der Zukunft und erläutern ihre Eigenschaften, Vorteile und häufigsten Einsatzgebiete in der Modebranche.

Bio-Baumwolle

  • Vorteile: Sie wird ohne chemische Pestizide angebaut, schont daher die Umwelt und schützt die Gesundheit der Landarbeiter.
  • Eigenschaften: atmungsaktiv, weich und biologisch abbaubar
  • Verwendung: ideal für T-Shirts, Hemden, Dessous und Jeans

Leinen

  • Vorteile: Es benötigt sehr wenig Wasser zum Wachsen, kommt ohne chemische Düngemittel aus und zählt zu den ältesten und vielseitigsten Naturfasern.
  • Eigenschaften: leicht, strapazierfähig, mit natürlich eleganten Falten
  • Verwendung: perfekt für Sommerkleider, Blazer, Anzüge und Heimtextilien

Hanf

  • Vorteile: Er wächst schnell und mit minimalem Ressourceneinsatz, regeneriert den Boden und absorbiert hohe Mengen an CO₂.
  • Eigenschaften: robust, atmungsaktiv und hypoallergen
  • Verwendung: wird gerne für Strickwaren, Jacken, Oberbekleidung und technische Stoffe genutzt

Lyocell / TENCEL™

  • Vorteile: Lyocell-Fasern werden in einem umweltschonenden, geschlossenen Produktionskreislauf aus Zellstoff (Eukalyptus, Buche) hergestellt.
  • Eigenschaften: seidig im Griff, temperaturregulierend und natürlich antibakteriell.
  • Verwendung: ideal für fließende Kleider, Hemden, weiche Hosen und Sportbekleidung.

ECONYL®

  • Vorteile: Dieses regenerierte Nylon wird aus recycelten Fischernetzen und industriellem Plastikmüll aus dem Meer hergestellt.
  • Eigenschaften: dehnbar, strapazierfähig und endlos recycelbar
  • Verwendung: perfekt für Bademode, Sportbekleidung und Accessoires

Pflanzenbasierte Seide

  • Vorteile: Sie repräsentiert eine tierfreie Alternative zu herkömmlicher Seide, ohne die Auswirkungen der Seidenraupenzucht.
  • Eigenschaften: leicht, glänzend und edel
  • Verwendung: ideal für elegante Kleider, Tops, Blusen und Premium-Kleidung

Recycled Polyester (rPET)

  • Vorteile: Es wird aus recycelten PET-Flaschen hergestellt und trägt dazu bei, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren.
  • Eigenschaften: strapazierfähig, leicht und wasserabweisend
  • Verwendung: perfekt für Oberbekleidung, Rucksäcke, Taschen und Sportbekleidung

Pflanzliches Leder (z. B. Piñatex, AppleSkin)

  • Vorteile: Es wird aus Abfällen der Lebensmittelindustrie wie Ananasblättern oder Apfelschalen, ohne tierische Materialien oder giftige Chemikalien, gewonnen.
  • Eigenschaften: flexibel, robust und optisch herkömmlichem Leder ähnlich
  • Verwendung: ideal für Taschen, Schuhe, Jacken und Gürtel.

Modal®

  • Vorteile: Diese Naturfaser wird aus Buchenholzzellstoff mit deutlich geringerem Wasserverbrauch als andere Stoffe hergestellt.
  • Eigenschaften: extrem weich, waschbeständig und dehnbar
  • Verwendung: ideal für Unterwäsche, Pyjamas, T-Shirts und Alltagskleidung

PLA (Polylactic Acid)

  • Vorteile: Sie wird aus der Fermentation von Zucker aus Mais oder Zuckerrohr gewonnen und ist in industriellen Kompostieranlagen biologisch abbaubar.
  • Eigenschaften: seidenartige Textur und thermoplastischer Charakter
  • Verwendung: noch experimentell, wird aber zunehmend in Green-Tech-Kleidung und Accessoires eingesetzt

Vertrauenswürdige Nachhaltigkeitssiegel und Zertifizierungen

Nahaufnahme von Details eines weißen Kleids

Mode als informierter Verbraucher mit ethischen Ansprüchen zu kaufen, bedeutet auch, zu wissen, welche Nachhaltigkeitssiegel am zuverlässigsten sind. Sie garantieren die Einhaltung internationaler Standards und gewährleisten so, dass Kleidungsstücke umweltbewusst, menschenrechtskonform und transparent hergestellt werden.
Um Greenwashing-Produkte zu vermeiden, lohnt es sich zu wissen, was bestimmte Zertifizierungen bedeuten, wer sie ausstellt und für welche Produktarten sie gelten.
Hier finden Sie einen Leitfaden zu den wichtigsten Siegeln, auf die Sie bei der Auswahl wirklich nachhaltiger Kleidung achten sollten.

GOTS – Global Organic Textile Standard

  • Bedeutung: Diese Zertifizierung stellt sicher, dass mindestens 70 % der Fasern eines Produkts aus biologischem Anbau stammen und folglich ohne synthetische Pestizide und umweltfreundlich angebaut wurden.
  • Aussteller: verschiedene international akkreditierte Organisationen (z. B. Control Union, ICEA)
  • Geltungsbereich: Textilien aus Naturfasern wie Bio-Baumwolle, Leinen oder Wolle

OEKO-TEX® – Standard 100

  • Bedeutung: Diese Zertifizierung bescheinigt, dass das Produkt keine schädlichen Chemikalien enthält, die die menschliche Gesundheit gefährden könnten.
  • Aussteller: die Internationale OEKO-TEX®-Vereinigung
  • Geltungsbereich: alle Arten von Textilien und Accessoires, einschließlich Knöpfen, Reißverschlüssen und Fäden

Fair Wear Foundation

  • Bedeutung: Diese Zertifizierung gewährleistet, dass die an der Produktion beteiligten Arbeiter ethisch behandelt und fair entlohnt werden.
  • Aussteller: die Fair Wear Foundation, eine unabhängige NGO mit Sitz in den Niederlanden
  • Geltungsbereich: textile Lieferketten und fertige Kleidungsstücke

RCS – Recycled Claim Standard

  • Bedeutung: Diese Zertifizierung bestätigt, dass ein Produkt recycelte Materialien enthält und zertifiziert den genauen Anteil dieser.
  • Aussteller: Textile Exchange, eine globale gemeinnützige Organisation
  • Geltungsbereich: Stoffe und Produkte aus recycelten Materialien wie Polyester, Nylon oder Baumwolle

bluesign®

  • Bedeutung: Diese Zertifizierung sichert sichere Produktionsprozesse für Umwelt, Arbeitnehmer und Endverbraucher.
  • Aussteller: bluesign technologies AG (Schweiz)
  • Geltungsbereich: die gesamte Textillieferkette mit Schwerpunkt auf sauberen Chemikalien, Wassermanagement und Energieeffizienz

FSC – Forest Stewardship Council

  • Bedeutung: Diese Zertifizierung garantiert, dass zellulosebasierte Rohstoffe (für Viskose, Lyocell, Modal usw.) aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammen.
  • Aussteller: FSC International
  • Geltungsbereich: zellulosebasierte Stoffe und Verpackungsmaterialien

GRS – Global Recycled Standard

  • Bedeutung: Diese Zertifizierung garantiert, dass mindestens 20 % des verwendeten Materials recycelt sind, und prüft die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards.
  • Aussteller: Textile Exchange
  • Geltungsbereich: Textilprodukte und Accessoires aus recycelten Materialien

PETA-Approved Vegan

  • Bedeutung: Diese Zertifizierung garantiert, dass das Produkt keine tierischen Materialien enthält und keine Tierversuche dafür durchgeführt wurden.
  • Aussteller: PETA (People for the Ethical Treatment of Animals)
  • Geltungsbereich: Kleidung, Schuhe und Accessoires

SA8000

  • Bedeutung: Dabei handelt es sich um einen globalen Standard für soziale Verantwortung am Arbeitsplatz.
  • Aussteller: Social Accountability International
  • Geltungsbereich: Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, faire Arbeitszeiten und Löhne in der gesamten Lieferkette

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